Joseph Anton Amonte „der edl kunstreiche Herr zu Trüendt“
Günter Theuerkauf
Mit dem Freskanten und Maler Joseph Amonte hat sich bisher noch niemand eingehend beschäftigt, obwohl er den Großteil der Fresken und Gemälde des Stiftes Rein ausgeführt hat. Amonte überrascht durch die Qualität seiner Arbeiten und die anspruchsvollen Konzepte seiner Kunstwerke, was sicherlich auch auf seine philosophische Ausbildung an der Universität Graz zurückzuführen ist. Die vom Verfasser dieses Blogbeitrags dazu verfasste und jüngst approbierte Dissertation hat versucht, diese Forschungslücke zu schließen.
Das barocke Rein
Die barocke Umgestaltung des Stiftes Rein erfolgte unter den Äbten Placidus Mally und Marian Pittreich von 1720 bis 1772.
Stift Rein war das letzte steirische Kloster, in dem es zu einer barocken Umgestaltung kam. Abt Placidus begann 1720 mit dem Ausbau der Stiftsgebäude und dem Angleich der bestehenden Gebäude an den Barockstil. Diese Tätigkeiten waren 1737 nahezu abgeschlossen. Anschließend erfolgten ab 1737 der Abbruch der romanischen Basilika und die Errichtung einer neuen, barocken Kirche. Deren Fertigstellung und Konsekration erfolgte 1747 bereits unter Abt Marian Pittreich, da Abt Placidus 1745 verstorben war.
Die Innenausstattung selbst wurde erst 1772 abgeschlossen, womit viele unterschiedliche, vor allem steirische Künstler beauftragt wurden. Um die umfangreichen baulichen Veränderungen des Stiftes darstellen zu können, ist eine Beschreibung des Bauzustandes vor der Barockisierung zielführend.
Das heutige Stift entspricht einem barocken Höfesystem mit vier Innenhöfen, von denen zwei durch die bereits vorhandenen Innenhöfe des alten und neuen Konvents gebildet werden. Es weist ein einheitliches Erscheinungsbild auf, das auch durch die Fassadengestaltung unterstrichen wird, wie auf dem Gemälde von Joseph Amonte von 1752 ersichtlich ist.
Der Innenhof des neuen Konvents wurde nicht umgestaltet, sondern behielt seine Renaissancearchitektur mit umlaufenden Loggiengängen in allen drei Geschoßen und ist in den Farben Rot und Weiß gehalten.
Joseph Anton Amonte (26. 4. 1703 – 23. 12. 1753)
Joseph Anton Amonte wurde laut einer Eintragung im Taufbuch von Castello di Fiemme/Fleims[1] am 26. April 1703 geboren (Abb. 3). Dadurch ist es wahrscheinlich, dass Amonte die Fleimstaler Malerschule, die von Guiseppe Alberti[2] gegründet und geleitet wurde, besucht hat. Er wäre damit ein Mitschüler von Paul Troger[3] und Michelangelo Unterberger[4] gewesen. Im Diarium von Alanus Lehr findet sich ein Hinweis, dass Amonte Student am Ferdinandeum in Graz war und einen Abschluss als Baccalaureus der Philosophie hatte. In den Matrikeln der Universität Graz von 1725 findet sich dazu folgender Eintrag: a Monte Jos. Tyrol Flemensis[5], was beweist, dass sich Amonte bereits 1725 in Graz befunden und studiert hat.
Amonte in Rein
Im Stift Rein wird Joseph Amonte in verschiedenen Quellen aus dem Jahre 1734 erstmals erwähnt. In diesem Jahr finden sich über ihn mehrere Quelleneinträge. Der erste findet sich im Grundbuch I:
Dem 22 Juni 1734 erkhaufft Joseph a Monte mit seiner Ehwihrtin Theresia von denen Thoman Flachischen Erben auf vorleiffig gethaner Bürggschafft deß Pader zu Grättwain Peter Schilling die aldort gelegene per 116 fl. vermög errichteter Kauff Nottel unpartheiisch bethayerthe so genantte fischerische Hoffstättl.
Woran Kauffrecht im 7ten t 15 fl 5 ß 21 t
Vor dem Brueff 3 fl 4 ß
Antrith und anleith diesmahl gdg nachgesehen 19 fl 1 21 t
Eodem zahlt völlig.
Durch diesen Hauskauf in Gratwein wurde er auch Untertan der Herrschaft Rein. Die Eintragung im Rektifikationsurbar von 1737 des Stiftes Rein liefert die Kenntnis, dass diese Liegenschaft die Urbar-Nr. 222 hat und der Besitzer Joseph Amonte ist.
Im Grundbuch des Stiftes Rein (Amt Gratwein) von 1808, scheint hier erstmals die Hausnummer 67 auf.[6] Auf Basis dieser Informationen kann im Franziszeischen Kataster die Bauparzellennummer 27 erhoben und im Kataster die entsprechende Liegenschaft ermittelt werden (Abb. 4). Im entsprechenden Katasterplan[7] befindet sich die Bauparzelle Nr. 27 in der heutigen Reiner Straße.
Dem Hauptbuch des elektronischen Grundbuches ist zu entnehmen, dass es sich dabei um die Adresse Reiner Straße 21 in Gratwein handelt.
Der zweite Eintrag findet sich im Trauungsbuch 1648 bis 1750 mit Datum 22. Juni 1734. Hier wird die Eheschließung von Joseph Demonte mit folgenden Worten vermerkt: Den 22 dito ist copuliert worden der edl kunstreiche Herr Joseph Demonte deß Herrn Dominicus Demonte zu Trüendt Torothea deßen Ehefrau beede noch im Löben ehelich erzeugter Sohn, mit Rosalia Neyholtin des H: Johannes Neyholt selig. Anna deßen Ehewirtin so noch im Löben ehelich erzeugter Tochter durch ihro Hochwürden Herrn P: Abundus Fux Profehsus zu Rhein. Destes: H: Franz Steyrmayer, H: Mattheuß Köterer.
In der Grundbucheintragung über den Hauskauf wird die Ehefrau von Joseph Amonte Theresia genannt, wobei es sich offensichtlich um einen Schreibfehler handelt, denn in weiterer Folge scheint nur mehr der Name Rosalia auf. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass sowohl der Hauskauf als auch die Eheschließung am gleichen Tag, am 22. Juni 1734, erfolgten. Dem Ehepaar Amonte wurden in den Jahren 1734 bis 1748 zwei Töchter und vier Söhne geboren.
Ein weiterer Hinweis findet sich im Diarium des Stiftschronisten P. Alanus Lehr, wo Amonte in der Einleitung unter den „Officiales Seculares“ mit folgendem Eintrag vermerkt ist: D[omi]nus Joseph Anton a Monte, Italus Tyrolensis. Olim alumnus e Caes[areo] Ferd[inandeo], Baccalaureus Philosophiae, eximius poete et studiosus, non minus Pictor, welcher zwar mit Weib und Kindern zu gratwein Haussäßig, doch die mehreste Zeit im Stüfft in der Arbeit. Hat die altär bläter, den Saal ober dem Thor bei Hof, auch in Meditatoro gemahlen. Item die Bibliothec den oberen Theil.
Dieser Tagebucheintrag weist darauf hin, dass Amonte Schüler des Ferdinandeums[8] war und einen Abschluss als „Baccalaureus Philosophiae“ hatte. Seine wichtigsten Werke im Stift, nämlich die Fresken im Huldigungssaal und in der Bibliothek sowie die Altarblätter und die quattri riportati im Meditatorium, werden ebenfalls angeführt.
Im Diarium von Alanus Lehr findet sich am 23. Dezember 1753 ein Eintrag über das Ableben von Joseph Amonte:
Dominica 4te hell, Sonnenschein, doch warm, anbey regnerisch.
Hebd: P. Antonius Conc: P. Ludovicus Te deum org[ano] interlude[it]: Rorate à P. Priore fig: Ephtae Vbli. Sumum choral: Hodie mare h[ora] 3ia abiit Dominus Amonte Pictor in suo Domicilio, appoplexia factus. extrema unction sac[rare] solumodae unctus.
Dieser Eintrag informiert darüber, dass der Maler zur dritten Stunde in seinem Haus an einem Schlaganfall gestorben ist.
Da Amonte noch am 25. November 1753 die Restzahlung von 40 fl für die Freskierung der Bibliothek erhalten hat, ist auch nachvollziehbar, dass sein Tod durch einen Schlaganfall einen Monat später überraschend eintrat.
Im Sterbebuch von 1648 bis 1762[9] ist auf Seite 615 am 24. Dezember 1753 die Bestattung von Joseph Amonte vermerkt: Eodem ist H: Joseph Amonte bürgerlicher Malher alhier, alt bey 50 Jahr gäh gestorbn, und conduciert wordn.
Die Werke
Seine Werke umfassen Fresken und Ölgemälde, die hauptsächlich theologische Themen behandeln.
Vedutenmalerei – Stiftsansichten in der Prälatur
Im Vorraum der Prälatur, die sich im Südteil des Ostflügels im ersten Stockwerk befindet, sind zwei Gemälde von Joseph Amonte aus dem Jahre 1752 zu sehen, die den Zustand vor dem barocken Umbau und nach dessen Finalisierung zeigen (Abb. 1 und 2). In diesen Vorraum ist auch die Apsis der Kreuzkapelle, die im Zuge der barocken Umgestaltung vollständig überbaut wurde, eingebunden. Der Zugang zum Vorraum und zur Prälatur erfolgt vom Prälatenhof über ein Stiegenhaus. Dieser Vorraum weist auch einen Zugang zum Laubengang auf, der den „Neuen Konvent“ mit dem Ostflügel verbindet.
Fresken
Amonte freskierte 1740 den Huldigungssaal (Abb. 8), dessen Bilder das Thema Frieden repräsentieren. Das Deckenfresko bezieht sich dazu auf Psalm 85, 11: Friede und Gerechtigkeit küssen sich.
Der Schauraum der Bibliothek (Abb. 6) in Stift Rein wurde von Joseph Amonte 1753 freskiert. Die Seitenwände und Fensterlaibungen weisen Ornamente und Marmorierungen in Secco-Technik auf, wohingegen die Decke mit drei großen, unterschiedlichen Bildprogrammen und Darstellungen von für Rein wichtigen Personen versehen ist. Durch zwei gemalte Gurtbögen, die auf einem umlaufenden gemalten Gebälk ruhen, ist die Decke in drei Joche unterteilt, in denen sich jeweils eines dieser Bildprogramme befindet. In den Raumecken finden sich außerdem Darstellungen von Bischöfen, die aus dem Konvent von Rein hervorgegangen sind.
Altarblätter
Amonte schuf auch zahlreiche Altarblätter wie den Bernhardsaltar und den Benediktsaltar und auch das Hochaltarbild, das eine Himmelfahrt Mariens zeigte. Das Originalbild ist leider verschollen. Über das Aussehen gibt aber ein noch vorhandenes Bozzetto Auskunft (Abb. 6).
Deckengemälde
Seine Deckengemälde im Steinernen Saal zeigen Szenen von Gen. 14 bis Gen. 27. In den vier Ecken der Decke befinden sich jeweils Gemälde in Vierpassform und in der Mitte befindet sich ein Triptychon. Es handelt sich dabei um Ölgemälde auf Leinwand mit Holzrahmen, die von einem Stuckrahmen umfasst werden.
Bei den kleinen Gemälden in Vierpassform, die sich in den Ecken befinden, und beim Triptychon in der Mitte der Decke handelt es sich um Szenen aus den Erzvätererzählungen, die die drei Erzväter Abraham, Isaak und Jakob umfassen. Der Zyklus beginnt in der Südwestecke mit dem Gemälde „Abraham und Melchisedek“. In der Südostecke folgt „Abrahams Opfer“. Über das in der Saalmitte befindliche Triptychon, das die Brautsuche für Isaak in den drei Szenen „Die Aussendung des Knechtes“, „Die Begegnung mit Rebekka am Brunnen“ (Abb. 9) und „Die Begegnung von Isaak und Rebekka“ zeigt, erfolgt die Überleitung zu den abschließenden zwei Gemälden an der Ostseite. In der Südostecke ist der „Verkauf des Erstgeburtsrechts an Jakob“ zu sehen und in der Nordostecke mit „Der Erstgeburtssegen“ das Ende des Zyklus.
Meditatorium
Über der Marienkapelle befand sich das Meditatorium. Dieses diente, seinem Namen entsprechend, der Meditation. In diesem Raum befand sich die alte Bibliothek. Hier finden sich fünf Deckengemälde von Joseph Amonte von 1752.
Da dieser Raum auch beheizbar war, wurde er mit einem Altar und mit Betstühlen ausgestattet, wodurch es komfortabler wurde, im Winter Messen zu feiern. Heute dient dieser Raum als Depot für Kunstgegenstände.
Das Hauptbild zeigt die Visionen des Ordensheiligen Bernhard von Clairvaux. Als Besonderheit anzusehen ist eine Darstellung der vier letzten Dinge: Tod (Abb. 10), Gericht, Himmel und Hölle (Abb. 7).
Äbtegalerie
Die Äbtegalerie des Stiftes Rein ist im Kreuzgang untergebracht. Die Gemälde sind umlaufend an den Wänden, beginnend in der Südostecke und endend in der Nordwestecke des östlichen Ganges, angebracht. Die Porträts der Äbte von Gerlach bis Jakob wurden von Amonte nachträglich nach verschiedenen Vorbildern angefertigt. Bei den Vorbildern griff Amonte auch auf die Porträts von „Jesuiten-Märtyrern“, die im Fresko der Bibliothek zu sehen sind, zurück.
Das Gemälde von Abt Placidus Mally (Abb. 11) ist aber bereits ein Porträt, ebenso wie das Gemälde von Abt Angelus Manse, für das wahrscheinlich eine Vorlage vorhanden war. Die entsprechenden Bildtexte wurden erst 1755 nach dem überraschenden Ableben von Joseph Amonte hinzugefügt.
Das Schaffen von Joseph Amonte umfasst weiters Allegorien von Königreichen, Türembleme sowie Darstellungen der Stifter Leopold I., seiner Gattin Sophie von Bayern und des Aktes der Stiftung. In den Stift Rein inkorporierten Kirchen finden sich ebenfalls Altarblätter und Heiligendarstellungen.
Literatur- und Quellenverzeichnis
Gratwein, Sterbebuch 1648–1756
Gratwein, Taufbuch I 1648–1751
Castello di Fiemme, Taufbuch 1656–1775
Gratwein, Trauungsbuch 1648–1750
StiA Rein, Alanus Lehr, Diarium, Rein 1753–1773
StiA Rein, Alanus Lehr, Collectaneum seu Diplomatarium Runense, Chronik zur Stiftsgeschichte in fünf Bänden, Rein 1758–1772
StiA Rein, Eintragbuch 1750–1757
StiA Rein, Rektifikationsurbar 1737, Nr. 222
StiA Rein, Kanzleirechnungen beim Stift Rein
StiA Rein, Kanzleirechnungen beim Stift Rein
Stiftsregister der Grundherrschaft Stift Rein, Amt Gratwein, Urbar Nr. 22
Stufft Ordnung vor das Jahr 1734, Markth Grättwein
Stufft Ordnung vor das Jahr 1755, Markth Grättwein
Matricula almae et cath. academiae quae Sixto V. Pont. Max. Rudolpho II. Rom. Imp. Aug. a Carolo Ser. Archid. Aust. Graecii in Styriae metrop. fundata est anno salutis 1586 decimo octavo Kal. Maii. Für die Jahre: 1586–1771, 308 Bl., UB Graz Sondersammlung MS58/1
Herbert Johannes Gigler, Die Um- und Neubauten des Stiftes Rein im 18. Jahrhundert (Diss. Graz 1924).
Anmerkungen
[1] Castello di Fiemme, Taufbuch 1656–1775, fol. 190.
[2] Alberti Guiseppe (1640–1716), Maler und Gründer der Fleimstaler Malerschule.
[3] Paul Troger (1698–1762).
[4] Michelangelo Unterberger, auch Michael Angelo (1695–1758).
[5] Universität Graz, Matrikel 1586, fol. 230v–231r.
[6] StiA Rein, Grundbuch Amt Gratwein f303v.
[7] StLA, FK-Gratwein-664, Blatt Nr. II.
[8] Das Ferdinandeum ging aus einem 1574 von den Jesuiten gegründeten Seminar hervor. Der ursprüngliche Verwendungszweck war eine Heimstätte für weltliche Schüler bzw. Studenten. Das heutige Gebäude entstand Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts durch den Kauf von drei Häusern in der Färbergasse durch Erzherzog Ferdinand. Vom Stifter leitet sich auch der Name Ferdinandeum ab. 1602 gründete Ferdinand ein allgemeines Konvikt bzw. eine Burse für die Studenten der Universität der Jesuiten, das durch den Garten über eine Verbindung mit dem Jesuitenkonvikt in der Bürgergasse Nr. 2 verfügte. Die Zöglinge wurden im Allgemeinen als Ferdinandisten bezeichnet. Aus dieser Universität ging die heutige Karl-Franzens-Universität hervor. In den Räumen der Jesuitenuniversität in der Bürgergasse befindet sich heute das Priesterseminar.
[9] Im Sterbebuch wurde im 18. Jahrhundert das Datum des Begräbnisses vermerkt. Das wirkliche Sterbedatum ist daher entsprechend Lehr der 23. 12. 1753.
DI Dr. phil. Günter Theuerkauf, geb. 1954 in Irdning, Studium der Technischen Mathematik und Informatik an der Technischen Universität Graz, Studium der Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz. Langjährige Tätigkeit als CIO in verschiedenen Unternehmen.
Forschungsschwerpunkt: Stift Rein inkl. Katalogisierung und Kategorisierung des Musikarchivs.