Das Archiv der Technischen Universität Graz
Bernhard Reismann
Zur Geschichte des Archivs
Die Errichtung eines eigenen Universitätsarchivs war an der Technischen Universität Graz bis in die 1980er-Jahre noch keines der wirklich brennenden Themen.[1] Diese Idee geht auf einen Vorschlag Walter Höflechners aus dem Jahr 1985 zurück. Er unterbreitete dem damaligen Rektor, Rudolf Zuheir Domiaty, den Vorschlag aus Anlass der 175-Jahr-Feier der Technischen Universität Graz und in Hinblick auf die kommende 200-Jahr-Feier ein Universitätsarchiv der Erzherzog-Johann-Universität einzurichten.[2] Höflechner argumentierte, erst die Rückführung der im Steiermärkischen Landesarchiv gelagerten Akten der Technischen Hochschule würden – in Zusammenführung mit den im Haus selbst noch lagernden älteren Materialien – die Basis für eine kontinuierliche Bearbeitung bilden. Gleichzeitig wäre natürlich auch ein eigener Archivar bzw. eine eigene Archivarin anzustellen.
Die Verwaltungsakten der Technischen Hochschule Graz wurden nämlich ursprünglich in größeren zeitlichen Abständen an das Steiermärkische Landesarchiv abgegeben, die laufenden Verwaltungsakten sowie jene Akten, die von der Personalabteilung produziert wurden, waren zunächst unzulänglich in der sogenannten „Alten Technik", Rechbauerstraße Nr. 12, gelagert. So stellte sich die Situation hinsichtlich der „Überlieferung" Mitte der 1980er-Jahre dar, von einer geregelten Überlieferungsbildung im Haus selbst konnte in keiner Weise die Rede sein.
Da es an der Technischen Universität zunächst hinsichtlich dieser Thematik zu keiner Einigung kam, lagerte das Steiermärkische Landesarchiv die betreffenden Akten in das Außendepot „Humanic-Halle" aus, wobei die Verpackung dieser Akten im November 1994 durchgeführt wurde, da die bisherigen Depoträumlichkeiten in der Alten Universität wegen der bald darauf erfolgenden anderweitigen Nutzung geräumt werden mussten. Weiters formulierte die Direktion des Steiermärkischen Landesarchivs im Spätherbst des Jahres 1994 an den damaligen Universitätsdirektor Auer: „Vielleicht können Sie aber diese Zwangssituation für die Betreibung Ihrer Anträge nutzen."[3]
Nun war tatsächlich Handlungsbedarf gegeben. Die inzwischen beim Bundesministerium eingereichten Anträge der Technischen Universität um die Gewährung eines entsprechenden Dienstpostens für die Archivleitung wurden nunmehr mit Nachdruck betrieben, und erste Räumlichkeiten für die Unterbringung des neu zu gründenden Universitätsarchivs wurden gesucht und gefunden.
Im Lauf des Jahres 1996 wurde schließlich tatsächlich ein reguläres Archiv errichtet, das ab September dieses Jahres unter der Leitung von Drin Marieluise Vesulak stand.[4] Zu diesem Zweck wurden auch die bis dahin vom Steiermärkischen Landesarchiv verwalteten und mit dem Jahr 1826 einsetzende Aktenbestände des Studiendirektors der Technischen Lehranstalt am Joanneum sowie des Rektorats der Technischen Hochschule endgültig an die neu gegründete Institution abgegeben.
Marieluise Vesulak hatte am Beginn ihrer Tätigkeit als „Einfraubetrieb" alle Agenden auszufüllen, die an eine Universitätsarchivarin herangetragen werden: die Übernahme und das Verzeichnen des abgegebenen Aktenmaterials, Schriftguts und anderen Quellenmaterials, die damit verbundene Depotverwaltung, die Bewertung, Ordnung und Erschließung, aber auch die Beantwortung von Anfragen aus dem Haus selbst und aus ganz Österreich. Aufgrund der Qualität der Bestände und der traditionell internationalen Ausstrahlung der Universität kamen rasch auch internationale Anfragen dazu, und so entstand in diesen Jahren unter anderem durch bedeutende Unterstützung des Archivs eine 2003 erschienene Biografie zum wohl international bekanntesten Studierenden an der alten „Technischen Hochschule", zu Nikola Tesla.[5]
Bedeutende Bestände wie der Vorlass des namhaften Grazer Geodäten Franz Allmer wurden ins Haus geholt, Ausstellungen und Projekte geplant, und bereits im Jahresbericht 1997/1998 der Technischen Universität Graz merkte die damalige Archivleiterin an: „In naher Zukunft sollen alle Interessierten auch die Möglichkeit haben, via Internet in den Beständen zu recherchieren."[6] – dies vor dem Hintergrund, dass erst zwei Jahre zuvor, also 1995, das world wide web für Lehrende und Studierende an der TU Graz Einzug gehalten hatte. Somit waren Grundausrichtung und Zielvorgabe für das Archiv der Technische Universität Graz bereits in seiner Anfangsphase relativ genau definiert.
Eine weitere, bedeutende Schwerpunktsetzung für das Archiv ergab sich durch die Übernahme von Nachlässen bedeutender Architekten und Lehrenden an der Universität, wie Karl Raimund Lorenz, Ferdinand Schuster und Hubert Hoffmann. Damit wurde der Grundstein für den inzwischen höchst ansehnlichen und qualitativ hochwertigen Architekturschwerpunkt des Archivs gelegt.
Zu einem Schlüsseljahr für die weitere Entwicklung des Archivs wurde das Jahr 2006. Um die 1998 angekündigte elektronische Archivrecherche voranzutreiben, wurde ein erstes Archivinformationssystem erworben und gleichzeitig wurde personell aufgerüstet. Vom Zentralen Informatikdienst wurde dem Archiv Frau Drin Helga Reinbacher zugeteilt, um die elektronische Archivverwaltung und die Ermöglichung der Internetrecherche zu gewährleisten. Mit Jänner 2012 schied Marieluise Vesulak aus dem Dienst der Technischen Universität Graz aus, und die Leitung des Archivs wurde mit Mai 2012 von mir übernommen. Personell gelang es seither, die Mitarbeiter*innenzahl von zwei Vollzeitäquivalenten auf 3,75 und die Anzahl der studentischen Mitarbeiter*innen zu steigern. Der Aktenbestand steigerte sich im selben Zeitraum von 2.200 Laufmetern auf 3.200 Laufmeter, die umfangreichen Architekturbestände nicht mit eingerechnet. Damit verbunden war auch die Erweiterung und zeitgemäße Einrichtung der Depoträumlichkeiten.
In der Folge wurde ab dem Jahr 2012 insbesondere der Architekturschwerpunkt des Archivs verstärkt. So wurden in den Jahren bis 2021 27 weitere Vor- und Nachlässe steirischer Architekt*innen für das Archiv gesichert, große Diapositiv-Bestände mehrerer Architekturinstitute übernommen und gleichzeitig mit der Digitalisierung und Erschließung dieser Bestände begonnen. In zwei Fällen wurden aus diesen Beständen auch große Forschungsprojekte des Instituts für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften unserer Architekturfakultät maßgeblich unterstützt. Gegenwärtig ist gemeinsam mit dem Rektorat, dem Haus der Architektur und dem zuvor genannten Institut die Errichtung eines eigenen Architekturarchivs Steiermark geplant, das organisatorisch dem Archiv der TU Graz angeschlossen werden wird und die vorhandenen Architekturvor- und Nachlässe sowie Sammlungen zur Basis hat.
Die für eine zeitgemäße Archivarbeit notwendige Ausstattung an modernen und hochwertigen Gerätschaften für diese umfangreichen Digitalisierungsarbeiten wurde ab dem Mai 2012 geschaffen, zuletzt wurde gemeinsam mit der Universitätsbibliothek ein A0-Scanners erworben. Bereits im Jahr 2014 erfolgte der Umstieg auf das neue, für das Archiv der TU Graz bestens geeignete Archivverwaltungsprogramm ActaPro. Damit waren die entsprechende Datenmigration sowie die Nachführung der Metadaten für zehntausende Digitalisate umzusetzen um so die bereits 1998 angekündigt Internetrecherche tatsächlich möglich zu machen.
Nicht ohne Stolz darf erwähnt werden, dass diese bedeutenden Leistungen dazu führten, dass das Archiv der TU Graz als zweites österreichisches Universitätsarchiv über eine entsprechende elektronische Recherchemöglichkeit mit mittelweile mehr als 60.000 Datensätzen verfügt. Und es darf weiters erwähnt werden, dass aufgrund der Erfahrungen des Grazer TU-Archivs in der Folge nicht weniger als sieben weitere österreichische Hochschularchive dasselbe Archivinformationssystem in Dienst stellten – oder gerade in Dienst stellen. Damit ergibt sich in dieser Hinsicht für die österreichische Hochschullandschaft inzwischen eine Situation, die mit den Hochschularchiven in Bayern zu vergleichen ist.
Daneben wurde ab dem Jahr 2012 eine rege Publikationstätigkeit zur Geschichte der TU Graz entwickelt. In der eigenen Reihe „Archiv und Bibliothek" erschien unter anderem ein Werk über die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg.[7] In der Publikationsreihe des Forums „Technik und Gesellschaft" erschienen umfassende Beiträge zu den Jubiläen 100 Jahre Gesetzlicher Schutz des Ingenieurstitel (2017)[8] oder zu 100 Jahre Studium, Forschung und Lehre durch Frauen im Jahr 1919 (2021)[9]. Begleitend wurden teils große Ausstellungen veranstaltet. Dazu kamen bereits 2013 ein Buch zum 125. Jubiläum der Eröffnung der Alten Technik[10], ein umfassender Festschriftbeitrag zur Geschichte des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen[11] und mehrere Zeitschriftenaufsätze zu Lehrenden unserer Universität.
In jüngster Zeit sind es die Aktivitäten rund um die Digitalisierungsoffensive der Österreichischen Hochschulen, die einiges an Ressourcen beanspruchen. Nicht ohne Stolz kann dazu angemerkt werden, dass als erster Schritt vom Archiv der TU Graz ein Schnittstellentool entwickelt wurde, das, vereinfacht formuliert, die Anlieferung digitaler Akten direkt von der aktenproduzierenden Stelle an unser Archivinformationssytem ermöglicht. Weiters wurde vom Archiv der Technischen Universität Graz im Frühsommer 2021 gemeinsam mit dem Universitätsarchiv Wien die Arbeitsgruppe „Rahmenaktenplan Hochschularchive" ins Leben gerufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, einen allgemein gültigen Aktenplan für alle österreichische Hochschularchive zu erstellen. Dieser bildet auch die Basis für die Verwaltung und anstehende Übernahme elektronischer Akten und Daten.
Die Bestände des Archivs der Technischen Universität Graz
Was kann man nun im Archiv der Technischen Universität Graz alles beforschen? Die Tektonik zur Erschließung der Archivbestände bildet natürlich die Verwaltungsstruktur der Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität Graz ab. Folgende Bestandsgruppen sind darin, grob zusammengefasst, enthalten:
- Rektorat
- Akademischer Senat
- Fakultäten
- Dienstleistungseinrichtungen der Technischen Universität
- Sammlungen, Vor- und Nachlässe
- Studentische und sonstige Einrichtungen
- Unterrichtseinrichtungen
Die Bestandsgruppe „Rektorat" umfasst die Akten der „Allgemeinen Registratur", der Einfachheit halber auch als „Rektoratsakten" bezeichnet. Überliefert ab dem Jahr 1826, umfassen diese Akten Schriftstücke und Dokumente, die im Rahmen der Verwaltungsarbeit entstanden. Erschlossen werden diese Akten größtenteils durch Index- und Protokollbände, die mit dem Jahr 1826 einsetzen und beinahe lückenlos überliefert sind. Diese Bände wurden bis zum Jahr 1999 geführt und sind mittlerweile bis 1912 auch online recherchierbar.
Diese Rektoratsakten sind nicht nur für die Erforschung der Hochschule bzw. Universität selbst von größter Bedeutung, sondern auch in wirtschafts- und kulturhistorischem Zusammenhang interessant. Hier finden sich alte Firmenprospekte, die einen Beitrag zur Erforschung der technischen Entwicklung leisten können, hier finden sich Einladungen zu Bällen und Veranstaltungen in Graz und der gesamten Steiermark, und hier finden sich unter anderem auch Vereinssatzungen von Vereinigungen, die in einem näheren oder ferneren Verhältnis zu Lehrenden und Studierenden der Technischen Hochschule gestanden haben.
In den „Selekta" des Rektorats befinden sich Haupt- und Fachkataloge aus den ersten 60 Jahren des Bestehens der Technischen Hochschule, die Auskünfte über Lehrende, Studierende und belegte Studien enthalten. Dazu kommen noch „Nationale" der Studierenden aus dem Zeitraum zwischen 1955 und 1970, Personenstandsblätter von Bediensteten der Hochschule von etwa 1875 bis 1938, die Auskunft über biographische Daten, Studium und wissenschaftliche Leistungen der betreffenden Personen geben, Doktoratsakten, Bauakten zur Alten Technik, zur Neuen Technik und zu den nach 1945 entstandenen Gebäuden der Technischen Universität sowie Berufungs- und Habilitationsakten zahlreicher Lehrender.
Die Bestandsgruppe „Senat" ist vor allem für die Universitätsgeschichte selbst bedeutend und umfasst folgende vier Serien: Protokolle, Sitzungsprotokolle, Bewerbungen sowie Unterlagen und Schriftverkehr. Die Protokolle setzen mit dem Jahr 1873 ein und sind bis zum Jahr 1938 und ab 1948 mehr oder weniger lückenlos erhalten geblieben. Sie sind durch die Onlinerecherche inzwischen hinsichtlich der behandelten Tagesordnungspunkte bis zum Jahr 2000 voll recherchierbar. Neben diesen Protokollen werden im Archiv der TU Graz auch Unterlagen und Schriftverkehr des Büros des Akademischen Senats ab dem Jahr 1981 verwahrt.
Die Bestandsgruppe „Fakultäten" beinhaltet Zeugnisse der Zweiten Staatsprüfung sowie Verwaltungsakten der einzelnen Fakultäten bzw. Dekanate. Anzumerken bleibt in diesem Zusammenhang, dass der Studiengang jeder Studentin und jedes Studenten über die „Studienblätter" bis zum Jahr 1950 – unter Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung – lückenlos nachzuvollziehen ist. Die Akten der einzelnen Fakultäten bzw. Dekanate sind in unterschiedlichem Maße erhalten geblieben.
Die Bestandsgruppe „Sammlungen" ist neben den Rektoratsakten jene Gruppe, die für die Forscher, insbesondere jene, die sich mit der steirischen Geschichte und der Geschichte der steirischen Architektur im Besonderen befassen wollen, wohl die reichste Fundgrube bietet. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang an erster Stelle die Sammlung analoger Fotografien zur Geschichte der Technischen Universität, die inzwischen auch zur Gänze in digitalisierter Form vorliegt. Die Diapositivsammlung wiederum umfasst insgesamt an die 250.000 Objekte vom Kleinbild-Diapositiv bis zum Glasplattendiapositiv im Format 9 x 13 cm und reicht bis in das ausgehende 19. Jahrhundert zurück. Digitalisiert wurden bislang vor allem jene Bestände, die einen Steiermarkbezug aufweisen oder für Forschung und Lehre wichtig erscheinen. Für Forscher, die sich mit der steirischen Architektur nach 1945 befassen, ist besonders die Diapositivsammlung von Wolfdieter Dreibholz von Bedeutung, die vom Land Steiermark über das Haus der Architektur an das Archiv der TU Graz gekommen ist. Sie umfasst an die 6.000 Diapositive und ist vollständig digitalisiert sowie mit Metadaten versehen.
Fotosammlungen bzw. Sammlungen von großformatigen Diapositiven und Glasplattennegativen existieren aber auch im Bestand der einzelnen Unterrichtseinrichtungen. Hier warten tausende von alten Orts- und Gebäudeansichten aus der Steiermark, dem restlichen Österreich und dem europäischen Ausland darauf, beforscht und verwendet zu werden. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Unikate, die für die Lehre angefertigt wurden und damit eine hervorragende Ergänzung zu den umfangreichen Sammlungen von Bilddokumenten im Steiermärkischen Landesarchiv oder im Universalmuseum Joanneum darstellen.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Sammlungen, Vor- und Nachlässe im Detail zu schildern. Dazu sei auf meine Publikation im Historischen Jahrbuch der Stadt Graz, Band 45/46 aus 2016 verwiesen.[12]
Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch, dass insbesondere aus den Architekturbeständen seit dem Jahr 2015 mehrere Ausstellungen des Universalmuseums Joanneum sowie des Grazer Stadtmuseums mit Archivalien aus dem Bestand der TU Graz unterstützt wurden.
Synergien mit der Historischen Landeskommission
Hochschul- und Technikgeschichte sind integraler Bestandteil der Kultur- und Landesgeschichte, wobei die Technischen Universität Graz eingedenk ihres Gründers Erzherzog Johann natürlich von einem gerüttelt Maß joanneischen Geistes durchweht wird. Gerade dieses Faktum ist dazu angetan, einen Bezug zur Historischen Landeskommission und deren Aufgaben und Zielen herzustellen. Im Rahmen des Verfassens der Biografien des wissenschaftlichen Personals unserer Hochschule in den Jahren 1811 bis 1975 – also bis zur Umwandlung der Hochschule in eine Universität – wurde mir insbesondere während der letzten Monate stark bewusst, dass gerade die Biografien der Lehrenden bis 1848 einen wichtigen Beitrag zur Darstellung des steirischen Geistes- und Kulturlebenslebens während des Vormärz zu liefern imstande wären.
In diesem Zusammenhang ist nicht nur an die bekannten Professoren unserer Hochschule wie Anker, Mohs, Unger oder Vest zu denken, sondern auch an Personen wie Johann Georg Haltmayer, geboren 1803 in Hörbranz, der den Aufstieg vom Schwabenkind zum Professor für Mineralogie und Geognosie, zum Vizedirektor des Joanneums und Direktor des Wiener Polytechnikums schaffte. Gerade die persönlichen Verbindungen zwischen den handelnden Personen und ihr öffentliches Wirken sind noch viel zu wenig beleuchtet.
Eingedenk der Tatsache, dass dieser Forschungsbereich noch eine vertiefende Beschäftigung verdienen würde, wäre anzuregen, sich dieser Thematik intensiver anzunehmen. Dies wäre ein erster Schritt zu einer umfassenden, interuniversitären und interdisziplinären Beforschung des Kultur- und Geisteslebens unseres Landes, die in weiterer Folge bis zur Gegenwart fortgesetzt werden könnte. Anstöße in diese Richtung, insbesondere zur Nachhaltigkeit des bildungspolitischen Wirkens unserer Grazer Hochschulen, wurden ja bereits von Harald Heppner gegeben, und allen Hindernissen zum Trotz wäre diese Thematik in Angriff zu nehmen, natürlich in enger Kooperation aller steirischen Hochschulen, des Steiermärkischen Landesarchivs und allfällig der Historischen Landeskommission.
Die Bestände des Archivs der TU Graz sind derart reichhaltig, dass es sich in jedem Fall lohnt, sie für landesgeschichtliche, kulturgeschichtliche, technik- und wirtschaftsgeschichtliche sowie hochschulgeschichtliche Forschungen zu nutzen. Das Archiv unterstützt derartige Forschungen sehr gerne und jederzeit. Und das Archiv der TU Graz ist offen für jede Form der Zusammenarbeit, mit Einzelpersonen ebenso wie mit Institutionen. Das Angebot ist gemacht!
Anmerkungen
[1] Dieser Blogbeitrag beruht auf dem Vortrag, den der Verfasser als HLK-Mitglied im Rahmen des Wissenschaftlichen Kollegiums der HLK am 1. Oktober 2021 gehalten hat.
[2] Archiv der Technischen Universität Graz [in Folge: ATUG], Rektoratsakten Nr. 101/1987, Schreiben vom 6. 12. 1985.
[3] ATUG, Rektoratsakten, Akte 164/1994, Schreiben vom 27. 1. 1994 und 1. 12. 1994.
[4] ATUG, Rektoratsakten, Akte 322/1997, Schreiben vom 29. 9. 1997.
[5] Dan M. Mrkich, Nikola Tesla. The European years, Ottawa 2003.
[6] Marieluise Vesulak, Das Archiv der TU Graz. In: Technische Universität Graz, Bericht 1997/1998 (Graz 1998), 53.
[7] Bernhard Reismann, „In diesen schweren Tagen". Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg (= Archiv und Bibliothek der TU Graz 6, Graz 2018). Online-Fassung
[8] TU Graz Forum Technik und Gesellschaft (Hg.), 100 Jahre gesetzlicher Schutz des Ingenieurtitels in Österreich (= Forum Technik und Gesellschaft 6, Graz 2017).
[9] TU Graz Forum Technik und Gesellschaft (Hg.), Die IngenieurINNEN, die wir in Europa brauchen. 100 Jahre Zulassung von Frauen zum Studium an Technischen Hochschulen Österreichs; Publikation aus Anlass der Festveranstaltung am 10. Mai 2019 an der Technischen Universität Graz (= Forum Technik und Gesellschaft 7, Graz 2021).
[10] Bernhard Reismann, 125 Jahre Alte Technik. 1888–2013 (Graz 2013).
[11] Helmut Eichsleder (Hg.), 100 Jahre Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik (Graz 2020).
[12] Bernhard Reismann, Das Archiv der Technischen Universität Graz. Geschichte und Gegenwart. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 45/46 (2016), 221–238. Online-Fassung
Mag. Dr. Bernhard Reismann, geb. 1969 in Mürzzuschlag, Studium der Geschichte und Volkskunde an der Karl-Franzens-Universität Graz. Von 2002 bis 2012 freischaffender Historiker, seit 2012 Leiter des Archivs der TU Graz. Verfasser mehrerer steirischer Ortsgeschichten. Von 2008 bis 2019 Korrespondent und seit 2019 Mitglied der HLK.
Kontakt: Archiv der TU Graz, Technikerstraße 4, 8010 Graz, Email: office@archiv.tugraz.at, Tel.: 0316 / 873 - 6610, 6612.