„daß Hertz und Augen ihren grösten Contento werden darob haben“ – Der Pulcinella-Spieler Stefano Landolfi und Graz*
Christian Neuhuber
Die internationale Karriere des aus Malta stammenden italienischen Puppenspielers Stefano Landolfi begann und endete in Graz. Hier präsentierte er 1667 erstmals im deutschsprachigen Raum seine in Bologna erlernte Kunst, hier starb er 1713 während eines Gastspiels in seiner Absteige. Dazwischen machte er Karriere als einer der gefragtesten Meister seines Fachs in Nord- und Zentraleuropa.[1]
Pulcinella-Spiel
Theatral genutzte Puppenspieltechniken wie Handpuppe und Marionette, die beide wohl im ersten Jahrtausend in Asien entwickelt wurden,[2] waren im deutschsprachigen Raum seit Jahrhunderten bekannt und ergänzten bei den frühen Berufsunterhaltern das abwechslungsreiche Portfolio aus Akrobatik, Jonglage, Taschenspielerkünsten, Dressur und anderen Jahrmarktattraktionen. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts sorgte allerdings eine neapolitanische Spielart als Novität beim Publikum für Furore (und bei den Amtsschreibern für heillose Verwirrung): das Pulcinella-Spiel (Pollizenello, Butschionelo, Pritschenelle etc.) mit der gleichnamigen ambivalenten Dienerfigur des süditalienischen Volkstheaters im Zentrum.[3] Als dumm-gerissener, aggressiv-feiger, treu-opportunistischer Tölpel begeisterte der Pulcinella mit seiner inszenierten Kreatürlichkeit; sein Siegeszug auf der Puppenbühne prägte zahlreiche andere europäische Spaßfiguren wie den Wienerischen Hanswurst, den der Steirer Joseph Anton Stranitzky kreierte.
Pietro Aggimondi
International bekannt wurde die Spielform durch Pietro Aggimondi aus Bologna, der 1656 auf Einladung Erzherzog Ferdinand Karls in Innsbruck agierte[4] und 1657 bei der Frankfurter Kaiserwahl selbst ausgewiesene Theaterconnaisseure wie Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz faszinierte.[5] Nach weiteren Gastspielen in den habsburgischen und bayerischen Ländern zog es den Comœdianten der Bambozen[6] über Franken, Schwaben rheinabwärts, dann in die Niederlande und 1661 nach Niedersachsen.[7] 1662 gastierte er in London, wo Signor Bologna alias Pollicinella[8] auch König Charles II. und Samuel Pepys entzückte und im Laufe der Zeit aus dem ‚Punchinella‘ die ‚Punch‘-Figur entstand. 1678 bekamen ihn sogar die Pariser beim St. Laurent-Markt zu sehen. Zwischendurch aber wird Aggimondi wohl auch in seine Heimatstadt zurückgekehrt sein und den einen oder anderen Nachwuchsstrippenzieher in die Kunst eingeführt haben. Denn ein weiterer Star der Szene berief sich in seinen Anfängen auf Lehre und Erfolge in Bologna – Stefano Landolfi.
Landolfis Grazer Premiere 1667
Wer Landolfi für die Faschingszeit 1667 nach Graz berief, lässt sich nur vermuten. Doch könnte Graf Georg Seyfried von Dietrichstein seine Finger im Spiel gehabt haben, denn in dessen Stadtpalais hatte Landolfi im Beisein u. a. des Landeshauptmanns Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff – neben einer Aufführungsserie im Landhaus – auch Privatvorstellungen gegeben. Der reduzierte Aufwand einer kleinen Winkelrahmenbühne und die geringe Spieleranzahl erlaubten derartige Aufführungen im familiären Ambiente. Das bessere Geschäft war aber bei öffentlichen Vorstellungen zu erwarten. Deshalb suchte Landolfi zu Beginn der Faschingszeit mithilfe eines einheimischen Schreibers bei der Innerösterreichischen Regierung um eine Spiellizenz während des Mittfastenmarkts (19. März – 2. April 1667) an (Abb. 1):[9]
Es haben alberaith Thailß herrn Cavaliri in erfahrenheit gebracht daß Ich vnterschidliche Spillungen Policella genandt so Ich in Italia, wellihe zu anraizung kheines ybels sein, sondern Ehrliche erlustigungen in sich halten, zu Bolonia erlehrnet vnd alhier auf den Rathauß sowoll alß bey Ihr graff[liche] Excelenz h[errn] von Dietrichstain in beysein Ihr G[naden] herrn Statthalter geßpilet.
Dieweilen Ich aber in Negstangehenden fasten markht, dergleichen Ehrßpill auf den Plaz alhir offentlich gern Spillen wolte, Alß gelangt an Euer Excelenz G[naden] vnd G[naden] mein gehor[sam]istes bitten die geruehen mir hierzue dero genedigisten Consenss zu erthailen vnd desßen dem h[errn] Stattrichter zu erindern mich gehor[sam]ist Empfelhe
Euer Excelenz G[naden] vnd G[naden]
vnterth[änig] gehor[sam]ister
Stefano Landolfi
Die Regierung bestätigte den Empfang am 25. Februar und forderte vom Magistrat wie üblich Bericht und Gutachten ein für Landolfis Ansinnen, mit seinem Policinella in einer Hütten zu spillen. Die Stadtobrigkeit zeigte diesbezüglich keinerlei Bedenken, hatte man doch schon in der Vergangenheit in diesen beiden Wochen vor der Karwoche verschiedene Unterhaltungen erlaubt und von einem Policinella vnd gaugenmändlein[10] war zweifellos weniger Despektierliches zu erwarten als von so manchen lebendigen Schauspielern. So kam am 3. März auch bereits das Placet der Regierung für eine 14-tägige Spielzeit, mit der (wohl mit der Geistlichkeit abgesprochenen) Einschränkung, dass Er solches von 1. biß 3. Vhr nachmittag, iedoch ausser Freytag vnd Sambstag (damit in diser h[eiligen] Zeit die gewöhnliche Predigen vnd Andachten dardurch nit verhindert werden) gegen raichung 3 kr[euzer] von einer Persohn halten möge.[11]
Das Grazer Gastspiel dürfte ein erfolgreicher Auftakt einer längeren Tournee Stefano Landolfis gewesen sein, für den sich mit den Empfehlungen des hiesigen Adels neue Türen öffneten. Der Weg ging wohl über Wien nach Sachsen, wo er 1668 ein Patent: mit seiner Bande in Sachsen agiren zu dürfen[12] erhielt. Gesichert ist zudem sein Aufenthalt bei der Leipziger Ostermesse, wo ein Stephan Ludolff auß Italia mit Pupgen[13] in den Rechnungsbüchern erfasst ist. 1669 war Stephan Landolphi ein Pulzinella Spiller, den Fasching hindurch am Wiener Judenplatz[14] und wohl auch – wie sich aus späteren Angaben bei Spielgesuchen schließen lässt – zu Privatvorstellungen in der kaiserlichen Hofburg.
Landolfis Grazer Gastspiel 1669
Zum Ägydi-Markt 1669 wurde der maltesische Puppenspieler erneut in Graz vorstellig, nun mit einem erweiterten Programm, neuer, imposanterer Technik, der Gewissheit früherer Erfolge in der steirischen Landeshauptstadt und dem künstlerischen Selbstbewusstsein, mit seinem Spiel inzwischen auch gekrönten Häuptern Gefallen bereitet zu haben.[15] Als Entscheidungshilfe legte Stephano Londolffi seiner Supplik vom 11. September 1669 einen imposanten Reklamedruck (Abb. 2) bei, der mit einem mächtigen Doppeladlerwappen unter einer Fürstenkrone im oberen Teil ein (wohl tatsächlich erhaltenes) kaiserliches Privileg suggeriert. Der Informationstext darunter machte dem potenziellen Publikum vor allem Lust auf die Möglichkeiten seiner Puppenbühne mit ihren zahlreichen Kulissen und technischen Finessen, die die realistische Umsetzung besonders bewegungsintensiver Szenerien wie Kämpfe, Tänze und Jagden erlaubte; auch das musikalische Element sollte dabei nicht zu kurz kommen. Uhrzeit und Spielort konnten je nach Tourneestation händisch eingetragen werden:[16]
KUnd und zu wissen sey Jedermänniglich/ daß allhie aus Italien ist ankommen ein schönes Kunst=Stück/ welches von Ihro Kayserl[ichen] May[estäten] wie auch von andern mächtigen Fürsten und Potentaten beliebig ist gesehen worden/ und wird Pulizinella genannt: Dieses wird nun täglich allhier auffs schöneste agiret und gespielet. Wann derohalben einer oder der ander Lieb und Lust hat/ solchem beyzuwohnen/ der verfüge sich allda hin/ er wird nicht allein gar plaisierliche Scharmützel/ Ballet und Jagten/ wie auch Schiffe und Galleeren auff dem Meer/ benebenst Lösung über hundert Stücken/ mit vielfältigen Veränderungen des Theatri, sondern auch einer überaus lieblichen Music geniessen/ und in Summa/ eine solche Recreation/ daß Hertz und Augen ihren grösten Contento werden darob haben.
Wird gespielet umb Uhr Nachmittag
Sichtlich beeindruckt vom (vermutlich in Wien gedruckten) Anschlagzettel übernahmen Bürgermeister, Richter und Rat in ihrer ungewöhnlich knappen obligaten Stellungnahme für die Regierung sogar einzelne werbetechnische Schlüsselwörter daraus.[17] Die Bewilligung durch die übergeordnete Stelle war somit nur mehr Formsache.
Tourneen in Nord- und Mitteleuropa
Wie oft Landolfi in den folgenden Jahrzehnten in die Steiermark kam, ist schwer einzuschätzen. In den 1670ern erschloss er sich skandinavische Auftrittsmöglichkeiten: In einer schwedisch verfassten Supplik, die von ihm und einem Jean Baptist Pelitzer gezeichnet ist, gaben sie 1673 an, aus vier unterschiedlichen Ländern in die Königsstadt gekommen zu sein, um mit dem Polizinella allerhand Kunststücke zu zeigen, die zumal in der Beschreibung der schermytzler, baletter och jachter, skiep och galleijer med 100:de stycken lösen[18] stark an das Grazer Plakat erinnern. Ob die beiden auch in den folgenden Jahren kooperierten, ist nicht belegt. Als Antragsteller ist der für sein Improvisationstalent gerühmte Pulcinella-Spieler Johann Baptiste Pelcer (auch Pelcio genannt)[19] 1676, 1678 und 1679 bei der Frankfurter Ostermesse erfasst, 1677 auf der Leipziger Michaelismesse.[20] 1678 finden wir Landolfi und seine giöcklare[21] wieder in Schweden, diesmal im Dienst des einflussreichen Grafen Magnus Gabriel De la Gardie auf Schloss Läckö in Västergötland. 1679 spielte Landolfi bei der Leipziger Michaelismesse, wo nach zwei Tagen seiner Frau das Feuerfreßen verbotten wurde[22] und entsprechend weniger Abgaben zu zahlen waren. Es dürfte sich um jene Gertraud Landolfi handeln, die später zuweilen als Prinzipalin der Marionettentruppe firmiert. Die Wintersaison verbrachte die Truppe vermutlich in Dresden, wo sie im November und in der Fastnachtzeit aufn Gewandhause mit Pöppgen agiret.[23]
Die folgenden schwierigen Jahre mit Pest und Türkengefahr saßen sie wohl in Italien aus, denn erst 1688 sind die Landolfis wieder im deutschsprachigen Raum belegt: Im Jänner 1688 bat Stefano Landolfi, vermutlich aus dem Süden kommend, in Innsbruck um den Tanzboden als Spielort,[24] im August erlegte dann Gertraud Landolphi, Marionetten-Spielerin[25] in Dresden das Standgeld. 1691 ist sie – verlesen als Gertrud Landolski[26] – auch in Kiel während des Johannismarkts belegt; allerdings scheinen die Geschäfte nicht zur Zufriedenheit gelaufen zu sein, da ihre Heuergelder vom Senat reduziert wurden. Frau Landolfi ist es auch, die 1696 in Graz als Empfängerin einer Spende von 30 Gulden aus der landschaftlichen Kassa in Erscheinung tritt.[27] Offensichtlich belebte sie mit ihren Leuten (und ihrem Mann?) die Faschingszeit mit ihren Spielen, bevor mit Gettner, Sammenhammer, Elenson und Kuhlmann wieder die großen Namen des ambulanten Personentheaters Graz beglückten. 1698 steuerten die Puppenspieler die Schweiz an. In Basel bat, wie ein skeptischer Ratsschreiber vermerkte, Stephano Landolt aus der Insul Malta, ein seinem Angaben nach verrühmter Marionettenspieler um gewisse Zeit, sein Spiel hier präsentieren zu können,[28] und erhielt eine Spielbewilligung, ebenso in Solothurn, wo er im Saal der Schützengesellschaft (einem heutigen Kinosaal) seine Spiele exhibieren durfte.[29]
Landolfis Ende
Wohin es Landolfi dann verschlug, harrt noch der Aufarbeitung. Vermutlich hat er wie so viele seiner Kollegen aus der ambulanten Unterhaltungsbranche mit fortgeschrittenem Alter eine sesshaftere Stelle im Hofstaat eines Mäzens gesucht. Dies zumindest deutet sich in der letzten archivalischen Quelle zu Landolfi an, die wieder in Graz zu finden ist – ein Sterbebucheintrag vom 31. März 1713 (Abb. 3):[30]
Ist in Gott verschidten der H[err] Stephan Landolphi Ein Commediant bey Ihro Durchleucht H[errn] H[errn] Carl hörzog von Neuburg, so bey dem schwarzen Elephanten würth gestorben, vnd ist begraben worden Ibidem [= Cementerium bey St. Georgi]
Der ‚Schwarze Elephant‘ war ein Traditionsgasthof am Murplatz (heute Südtirolerplatz), der durch seine verkehrsgünstige Lage ein beliebter Anlaufplatz für alle Reisenden war. War Landolfi in seinem hohen Alter noch ein letztes Mal auf Tournee? Es scheint so. Sein in der Sterbematrikel angesprochener Dienstherr Karl Philipp von Pfalz-Neuburg war ein Schwager Kaiser Leopolds und damit auch Onkel der Kaiser Joseph und Karl. In den Türkenkriegen hatte es der kunstsinnige Herzog bis zum kaiserlichen Feldmarschall gebracht. 1705 ernannte ihn Joseph I. zum Gubernator der ober- und vorderösterreichischen Lande mit Sitz in Innsbruck, wo Karl Philipp das gesellschaftliche Leben der so lange verwaisten Innsbrucker Hofburg mit glanzvollen Veranstaltungen reaktivierte; hier werden wir auch Landolfi in seinen letzten Jahren suchen dürfen.
Anmerkungen
* Dieser Text basiert auf einem Vortrag, den der Verfasser am 8. Mai 2024 im Rahmen des Wissenschaftlichen Kollegiums der HLK gehalten hat.
[1] Der Beitrag ist die Kurzfassung eines Teilabschnitts aus Christian Neuhuber, Graz und das Berufstheater im 17. Jahrhundert (Graz 2024) [im Druck].
[2] Vgl. Lars Rebehn, Deutsches Puppenspiel im Ausland. In: Paul S. Ulrich/Gunilla Dahlberg u. a. (Hgg.), Im Spiegel der Theatergeschichte / In the Mirror of Theatre History. Deutschsprachiges Theater im Wechsel von Raum und Zeit / German Theatre Intercultural Relationships from the Past to the Present (Münster 2015), 60–80.
[3] Vgl. u. a. Friedrich Johann Fischer, Puppenspiel in Salzburg. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 104 (1964), 235–270, hier 244f.; Hans Richard Purschke, Die Entwicklung des Puppenspiels in den klassischen Ursprungsländern Europas. Ein historischer Überblick (Frankfurt/Main 1984), 31–33, 50–61.
[4] Vgl. Walter Senn, Musik und Theater am Hof zu Innsbruck. Geschichte der Hofkapelle vom 15. Jahrhundert bis zu deren Auflösung im Jahre 1748 (Innsbruck 1954), 278.
[5] Von den zähen Verhandlungen berichtete er seiner Geliebten Luise von Degenfeld brieflich: „hier seindt ietzt die schönste puppenspieler, die ich ie gesehen; in Schwaben nehme man es gewiß vor zauberey.“ Zitiert nach Wilhelm Ludwig Holland, Schreiben des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und der Seinen (Tübingen 1884), 54.
[6] WStLA, Akt 3.1.2.A1.23/1659 - 23/1659 | 1659 Dezember 23.
[7] Vgl. Kurt Asche, Marionettenspieler und Gaukler mit kaiserlichem Privileg. Drei norddeutsche Programmzettel des 17. Jahrhunderts. In: Bärbel Rudin (Hg.), Wanderbühne. Theaterkunst als fahrendes Gewerbe (Berlin 1988), 61–73 [in Folge: Rudin, Wanderbühne], hier 62–64.
[8] Philip H. Highfill (Jr.)/Kalman A. Burnim u. a., A Biographical Dictionary of Actors, Actresses, Musicians, Dancers, Managers, and Other Stage Personnel in London, 1600–1800, Vol. 2 (Carbondale–Edwardsville 1973), 189.
[9] StLA, IÖ-Reg-Ea-1667-III-29.
[10] StLA, IÖ-Reg-Ea-1667-III-29.
[11] StLA, IÖ-Reg-Ea-1667-III-29.
[12] Eduard Devrient, Geschichte der deutschen Schauspielkunst, Bd. 1 (Leipzig 1848), 206.
[13] Horst Flechsig/Bärbel Rudin, Topographie der Leipziger Schauplätze, In: Bärbel Rudin (Hg., in Verbindung mit Horst Flechsig/Lars Rebehn), Lebenselixier. Theater, Budenzauber, Freilichtspektakel im Alten Reich. Bd. 1 (Reichenbach im Vogtland 2004), 183–380 [in Folge: Flechsig/Rudin, Topographie der Leipziger Schauplätze], hier 190.
[14] Johann E. Schlager, Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, N. F. 1 (Wien 1839), 359.
[15] StLA, IÖ-Reg-Ea-1669-IX-30.
[16] StLA, IÖ-Reg-Ea-1669-IX-30. Erstmals abgedruckt wurde der „Maueranschlag des Policinellaspielinhabers Stephan Landolffi“ in Fritz Popelka, Geschichte der Grazer Messen (Graz 1921), 25. Landolfis Beilage zu seiner Grazer Supplik ist meines Wissens der zweitälteste bekannte Anschlagzettel für ein Marionettentheater im deutschsprachigen Raum und weist einige interessante Parallelen zum ältesten Beispiel dieser Werbepraxis im Puppenspiel auf, dem Oldenburger Programmzettel von 1661, der – was den Verdacht einer Lehrzeit Landolfis in Bologna erhärtet – Aggimondis Unternehmen zuzuschreiben ist.
[17] StLA, IÖ-Reg-Ea-1669-IX-30.
[18] Gunilla Dahlberg, Komediantteatern i 1600-Talets Stockholm (Stockholm 1992) [in Folge: Dahlberg, Komediantteatern i 1600-Talets Stockholm], 201.
[19] E[lisabeth] Mentzel, Geschichte der Schauspielkunst in Frankfurt am Main (Frankfurt/Main 1882), 103.
[20] Flechsig/Rudin, Topographie der Leipziger Schauplätze 199.
[21] Dahlberg, Komediantteatern i 1600-Talets Stockholm 201.
[22] Flechsig/Rudin, Topographie der Leipziger Schauplätze 202.
[23] Bärbel Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz. Das Theater- und Schaustellergewerbe in Dresden und Leipzig nach den Standgeldrechnungen (1679–1728). In: Bärbel Rudin (Hg.), Wanderbühne – Theaterkunst als fahrendes Gewerbe (Berlin 1988), 74–104 [in Folge: Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz], hier 82.
[24] Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik, Bd. 3: Wissenschafts- und Literatur-Chronik (Innsbruck 1930), 82.
[25] Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz 84.
[26] Wolfgang von Gersdorff, Geschichte des Theaters in Kiel unter den Herzogen von Holstein-Gottorp (Kiel 1912), 85.
[27] StLA, Laa. A. Antiquum, Gr. VI, Ausgabenbuch 1696, f. 218v, Nr. 20.
[28] Zitiert nach Philipp Leibrecht, Zeugnisse und Nachweise zur Geschichte des Puppenspiels in Deutschland (Borna–Leipzig 1919), 36.
[29] Vgl. StA Solothurn, A 1, 202, Seite 574. Für seine Hilfestellung bei der Recherche sei Dr. Silvan Freddi herzlich gedankt. Den Hinweis auf dieses Gastspiel entnahm ich einem Zeitungsartikel Helmuth Zipperlens über das Kino Palace Solothurn (Solothurner Zeitung, 27. 8. 2019).
[30] DAGS, Graz-Hl. Blut, Sterbebuch XI (1705–1722), p. 359.
Assoz. Prof. Mag. Dr. Christian Neuhuber, geb. 1970 in Gmunden, Studium Germanistik, Fächerbündel ‚Bühne, Film und andere Medien‘, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache. Lehrt Neuere deutschsprachige Literatur an der Universität Graz. Arbeitsschwerpunkte von der Literatur des Barocks bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung intermedialer Fragestellungen, der Editionsphilologie, Theaterwissenschaft und bairisch-österreichischer Dialektkultur.